ESG report #56: Grüne Messen | Grüne Vorbilder | Mehr Diversität
Liebe Leserinnen und Leser,
das Thema Nachhaltigkeit und ESG wird auch auf Messen zusehends bespielt: Ob bei Autos, Möbeln, Kleidung, anderen Alltagsgegenständen oder Formen des Reisens – der grüne Gedanke hat Hochkonjunktur. Vor einiger Zeit haben wir schon ein paar Anregungen gegeben, wie sich das Büro schnell und effizient umweltfreundlicher gestalten lässt. Jetzt weiten wir diesen Fokus aus und zeigen weitere Möglichkeiten auf, wie der Alltag grüner werden kann. Mögliche Inspirationen hierzu finden Sie in unserem Hauptstück.
Ferner erhalten Sie einen Einblick in den Grünen Norden: Warum Länder wie Norwegen, Schweden und Finnland besonders gute Vorbilder in Sachen Nachhaltigkeit sind. Und im Letzten Schluck geht es um Diversität in Portfoliounternehmen.
Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre und interessante Einblicke in die Grüne Alltags-Ökonomie und ESG-Diversität!
Wie immer freuen wir uns über Ihr Feedback an redaktion@esg-report.de – und natürlich über Ihre Weiterempfehlung.
Ihre ESG-Redaktion

Grüner Alltag: Messen als Impulsgeber
Ob bundesweit, regional oder lokal, ob groß oder klein: viele Messen stehen mittlerweile unter dem Motto Nachhaltigkeit. Aktuell findet in Hannover die Nutzfahrzeugmesse IAA Transportation statt und auch hier ist der Umweltschutz-Gedanke spürbar gegenwärtig. Auf der Agenda stehen unter anderem neue E-Trucks, sowie LKWs, die mit Brennstoffzellen und Wasserstoff-Antrieb laufen.
In der Finanzberatung ist das Thema ja bereits seit August verpflichtend angekommen – Stichwort Nachhaltigkeitspräferenzabfrage. Und vor kurzem haben wir darüber berichtet, wie sich das eigene Büro einfach und effizient grüner gestalten lässt – etwa mit Hilfe von Pflanzen, Öko-Strom, umweltfreundliche Schreibmaterialien und Möbel bis hin zum eigenen kleinen Komposthaufen. Doch das Universum ist noch deutlich größer und Messen sind eine gute Inspirationsquelle, um den eigenen Alltag grüner zu gestalten.
Alles im grünen Bereich
Ein Beispiel für eine grüne Nachhaltigkeits-Messe ist die ‚Green World Tour‘, die in zahlreichen Städten Station macht – auch über die deutschen Grenzen hinaus. In diesem Jahr stehen noch Hamburg, Münster, Nürnberg, Wien, Graz und Karlsruhe auf der Agenda. Veranstalter ist die Autarkia GmbH aus Gronau, die im Jahr 2016 von Michael Lülf gegründet wurde.
Warum diese Messe für Sie interessant sein kann? Ganz klar: Laut Autarkia wird hier „die Vielfalt der Nachhaltigkeit“ präsentiert. Das Ganze läuft jeweils über zwei Tage, in denen den Besuchern über 1000 Angebote und rund 50 Vorträge präsentiert werden. Die Palette reicht von Informationen über erneuerbare Energien, Naturkosmetik, E-Autos, nachhaltige Lifestyle-Produkte für den Alltag, Design, Mode und veganes Essen bis zu grünen Geldanlagen und grünen Versicherungen. Aus geschäftlicher Sicht dürfte für Makler und Finanzberater vor allem der letzte Punkt interessant sein. Doch auch für den privaten Bereich lässt sich einiges Nützliche entdecken, um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verbessern. So stellt sich auf der Messe in Hamburg beispielsweise eine Einkaufsgemeinschaft für Photovoltaik-Anlagen vor, um Interessenten die Kostenvorteile einer Großbestellung vor Augen zu führen. Vielleicht eine Idee, die sich auch in Ihrem Alltag umsetzen lässt? Das Hauptanliegen ihrer Messe bringt die Autarkia-Mannschaft so auf den Punkt: „Unser Ziel ist es, den Besuchern nachhaltige Produkte, Innovationen, energieeffiziente Technologien und Themen vorzustellen, die den Alltag und das Geschäftsleben von uns allen nachhaltiger machen.“
Facettenreiche Nachhaltigkeit
Ein Herzstück und Vorzeigeobjekt auf der ‚Green World Tour‘ ist zweifellos das 11,5 Meter lange Tiny House ‚Ferdinand‘, in dem sich nachhaltig wohnen lässt. „Es ist einerseits eine autarke Ökostromquelle und gleichzeitig ein Vorzeige-Tiny House für einen reduzierten, nachhaltigen Lifestyle“, heißt es dazu von der Autarkia-Mannschaft. Das Besondere: ‚Ferdinand‘ kann gemietet werden und lässt sich mit einem LKW gut an andere Orte transportieren. Eine mögliche Gedanken-Inspiration? Ein Berater, der seine Dienste vielleicht auch mal in einem nachhaltigen Tiny House anbietet oder bewirbt, ist zumindest nicht alltäglich.
Grüne Impulsgeber an vielen Orten
Ökologisches Bauen, nachhaltiges Reisen, umweltfreundliche Vehikel, Gewächshäuser und grüne Dekoartikel – vieles ist bereits möglich und das Angebot wächst zusehends. Neben der ‚Green World Tour‘ gibt es noch zahlreiche andere Nachhaltigkeits-Messen, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen und auf denen sich Inspirationen für den eigenen, grüneren Lifestyle finden lassen. Ob die ‚Grüne Tage Thüringen‘-Messe in Erfurt, die ‚Grüne Lust‘ in Zirndorf, die ‚Internationale Grüne Woche‘ in Berlin oder die ‚Grüne Messe‘ in Magdeburg – wer offen und interessiert ist, kann auf allen diesen Messen fündig werden. Und entwickelt vielleicht sogar Ideen für die eigene Zunft? Zukunftsmusik könnte beispielsweise die Entwicklung einer eigenen Messe sein, bei der die Aussteller vor allem das Thema Grüne Geldanlagen, grüne Versicherungen und nachhaltige Finanzberatung bespielen. Oder Wildblumen- oder Kräutersamen als Giveaway-Werbung in eigener Sache, statt der üblichen Kugelschreiber? Oder recyclebare Kugelschreiber oder andere Stifte, in denen ebenfalls Samen zum Einpflanzen integriert sind? Gehen Sie doch einfach mal auf eine grüne Gedankenreise…

Der Grüne Norden
Finnland, Schweden und Norwegen sind im Nachhaltigkeitsvergleich die Top-Nationen unter 150 Staaten. Das ist das Ergebnis der jüngsten Analyse-Welle beim "Country Sustainability Ranking" der Fondsgesellschaft Robeco. Zweimal im Jahr bewerten die Niederländer im weltweiten Ländervergleich nach den Kriterien Umweltrisiken und Umweltstatus (E), Alterung und Soziale Unruhen (S) sowie Korruption, Institutionen und Politische Risiken (G) die Stärken und Schwächen der Länder. Damit erfasst die Analyse nach eigenen Angaben Kriterien, die bei traditionellen Ratings von Länderrisiken nicht berücksichtigt werden.
Die Top-Länder zeigen - Europas Norden ist das nachhaltige Vorbild für die ganze Welt:
- Finnland
- Schweden
- Norwegen
- Dänemark
- Schweiz
- Island
- Deutschland
- Niederlande
- Österreich
- Estland
Am unteren Ende finden sich vor allem Länder aus dem Nahen Osten und dem arabischen Raum. Von hinten gesehen Jemen, Irak, Iran, Sudan, Tschad und Libyen.

Was uns diese Woche noch auffiel
Sustainability-linked Bond: Klug oder Unfug?
Die Washington Post befasst sich mit einem ESG-Trendprodukt, das zunehmend in die Kritik gerät. Sogenannte Sustainability-linked Bonds (SLB), also nachhaltigkeitsbezogene Anleihen, werden von Unternehmen emittiert, die sich zu ESG-konformem Verhalten verpflichten und Strafen zahlen, wenn sie an den selbst gesteckten Zielen scheitern. Kritiker bemängeln zu wenig Ehrgeiz bei den Zielen und zu flexible Bedingungen für Strafen. Der SLB-Markt ist vergleichsweise winzig, wächst aber rasant, von neun Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 auf über 100 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021.

ESG Makeovers: Fonds werden grün ummantelt
Forbes berichtet über den Massentrend zur Umetikettierung von Fonds und ETFs in den USA. Laut Morningstar hatten in den vergangenen fünf Jahren etwa 90 Investmentfonds und börsengehandelte Fonds einen ESG-Namen bekommen, unter anderem von BlackRock, J.P. Morgan, Morgan Stanley, HSBC, WisdomTree und Putnam. Inzwischen hat die US-Börsenaufsicht SEC eine Task Force eingerichtet, die prüfen soll, ob die Fonds tatsächlich ESG-konform anlegen, oder ob es bloß um irreführende Behauptungen geht.

Greenwashing bei der Bankberatung
Auch der öffentlich-rechtliche Sender SWR beschäftigte sich kürzlich mit Werbung und Wahrheit bei der grünen Geldanalage. Recherchen zeigten, dass in einigen ETFs, die als „nachhaltig“ angepriesen wurden, Unternehmen aus der Rüstungs-, Öl- und Gasindustrie gelistet waren. Für die Recherche ließen sich Reporter bei Banken mit versteckter Kamera beraten - und bekamen immer wieder solche Produkte angeboten.

Nachhilfe für Diversität
BNP Paribas Asset Management hat sich etwas ganz besonderes einfallen lassen: Ein neues "Toolkit", letztlich ein hübsch gestalteter Foliensatz, soll der Branche helfen, mehr Diversität in Portfoliounternehmen sicherzustellen. Dafür hat man sich mit einer Gruppe namens Investors4Diversity zusammengetan und Tipps für Fondsmanager zusammengetragen, nach denen die die Diversity-Lage in den Unternehmen besser beurteilen und ihren Einfluss nutzen können. So sollten die Fonds Ernennungen von Verwaltungs- und Aufsichtsratsmitgliedern ablehnen, wenn die Geschlechtervielfalt nicht gewahrt werde. Nach derart klugen Ratschlägen folgt die Rationalisierung:
Diversität in Unternehmen ist nicht nur ein ‚Human Case‘, sondern auch ein Business Case. Studien zeigen, dass heterogen zusammengesetzte Unternehmen mit größerer Wahrscheinlichkeit ihre finanziellen Ziele erreichen oder übertreffen, bessere Geschäftsergebnisse erzielen und Einnahmen aus innovativen Produkten und Dienstleistungen generieren.
So lässt sich Hagen Schremmer zitieren, CEO von BNP Paribas Asset Management Deutschland.
Unsere Meinung: Zur besseren Repräsentation verschiedener Geschlechter braucht es kein Toolkit. Sondern mehr Frauen.
Diese Ausgabe stammt von:

Imke Reiher + Olaf Wittrock
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